Karl III. ("Karl der Dicke") Medaillon blabla Museum blabla Museo alemán de epilepsia en Kork www.epilepsiemuseum.de |
Karl der Dicke, Sohn Ludwigs des Deutschen und Urenkel Karls des Großen, galt schon als Kind (Karlito, Karlchen) als von "bösen Geistern besessen" - möglicherweise erster Hinweis auf das Vorliegen einer Epilepsie. Exorzistische Bemühungen mehrerer Bischöfe blieben wohl ohne Erfolg. |
Augustin, nach den spärlichen Hinweisen, die wir über ihn besitzen, wohl ein fränkischer Geistlicher in Köln, notiert in seinen Aufzeichnungen einen seltsamen, beunruhigenden Vorfall am 2o. Januar 873: Der 34-jährige Karl (der übrigens - möglicherweise zu Unrecht - erst im 12. Jahrhundert seinen Beinamen der Dicke erhielt) begann in einer Versammlung wirre Reden zu führen, sich zu entkleiden und in Krämpfe zu fallen. Von sechs Männern musste er festgehalten werden; das Geschehen klang offensichtlich in einem länger dauernden Dämmerzustand aus. |
Eine solche "szenische Symptomatik" ist recht kennzeichnend für einen partial-komplexen (früher psychomotorisch genannten) epileptischen Anfall. Manche Historiker und Medizingeschichtler bringen das zögerliche Handeln des späteren Kaisers (Karl III.) mit seiner Epilepsie-Erkrankung in Zusammenhang. Immerhin gelang es Karl während seiner kaiserlichen Regierungszeit (876-887) aber doch, das einstige Reich seines Urgroßvaters Karls des Großen nochmals unter seiner Herrschaft zu vereinigen. |
Medizin-geschichtlich interessanter dürfte die Frage sein, ob die berühmte "Kopfoperation", die 887 am Kaiser vorgenommen wurde, mit der Epilepsie Karls in Zusammenhang stand, ob der Eingriff also als frühe "Epilepsie-chirurgische Intervention" gewertet werden kann. In den Fuldaer Annalen wird von einer "Capitis incisio" gesprochen, einem "Kopfschnitt", der in der Kaiserpfalz Bodman am Bodensee vorgenommen wurde. |
Ob es sich hierbei wirklich um eine Trepanation, möglicherweise sogar um eine "kurative Trepanation" im Rahmen der bestehenden Epilepsie gehandelt hat, muss offen bleiben. Möglicherweise bestand der Eingriff "nur" in einem Aderlass an einer Kopfvene. Karl muss den Eingriff gut überstanden haben - wenige Wochen später hat er bereits wieder eine Reichsversammlung in Waiblingen abgehalten. Noch im selben Jahr wurde Karl von seinen politischen Widersachern abgesetzt und in Verbannung geschickt. Er starb (Mord? Selbstmord?) im darauffolgenden Jahr. |